#16.2: Ein inaktiver Zeuge erzählt

Und noch eine Bonusfolge: Im Anschluss an die Folge 16 zu Jehovas Zeugen findet ihr hier das komplette Interview mit Tom. Auf dem Papier ist er noch ein „Bruder“, eigentlich lebt er aber schon seit Jahren in Distanz zur Gemeinschaft. Ein spannendes Gespräch über seine Ansichten, seine Gedanken und seine Geschichte.

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8 Antworten

  1. Das Interview zeigt in beeindruckender Tiefe, wie schwer es ist, aus diesem Staat im Staat aus zu steigen. Die innerorganisatorischen Regeln lassen nicht zu, dass den Mitgliedern die von der Verfassung garantierten Rechte zugestanden werden.
    Es ist auch so traurig, dass der Druck „kaputt macht“ und so weit geht, dass die Betroffenen an Suizid denken. Diese selektive Liebe ist so verwirrend.

  2. Ich bin bibelgläubig. Mache mir selbst Gedanken, was ich lese. Hab festgestellt: Der Thron der Gnade wird bei Zeugen Jehovas gehasst.

  3. Moin Fabian,
    vielen Dank für die Folgen zu dem Thema. Ich denke, ich habe viel gelernt.
    Das mit dem Kontaktabbruch ziehen die auch ohne Gnade durch. Eine Freundin von mir arbeitete in einem Krankenhaus: die Patientin war eine alte Frau und nachdem sie dann doch eine Bluttransfusion bekam hat sich ihr Ehemann nicht mehr im Krankenhaus besucht und sich getrennt. Die waren wohl über 30 Jahre verheiratet.
    Das ist mir völlig unbegreiflich und aus meiner Sicht auch unvereinbar mit christlichen Werten. Oder überhaupt irgendwelchen Werten.

    Ich wünsche den Aussteigern viel Glück und hoffe auf viele Nachahmer 🙂
    LG Dennis

    1. Hallo Dennis,
      Danke für Deinen Bericht bezüglich Bluttransfusion. Mich interessiert das Thema, schade dass man über die Blutfrage praktisch keine Erfahrungsberichte hört / liest. In Wirklichkeit müssten sich doch im deutschsprachigen Raum Jahr für Jahr mehrere solche tragische Fälle ereignen.
      Ein Zeuge der einer Bluttransfusionen zugestimmt und erhalten hat und diese Tat danach nicht bereut, müsste von der Versammlung ausgeschlossen werden (gemäss „Hütet die Herde Gottes“-Ältestenhandbuch).

      1. Hallo Knut/Dennis,

        Ich selbst habe keine persönliche Erfahrungen in Sachen Blut, als „inaktiver“ Zeuge habe ich jedoch natürlich ziemlich viel Einblick bzw. Zugang zu diesem Thema. Wenn es also irgendwelche besonderen Fragen dazu gibt, dann bin ich gerne bereit diese mit Euch zu teilen.

        Das mit der aktiven Zustimmung zu einer Bluttransfusion und dem bereuen danach, kann meiner Meinung nach den Ausschluss verhindern, trotzdem besteht die Möglichkeit dass es dazu kommt. Garantie gibt es hier keine da es am Ende von den Ältesten abhängt, die unter Gebet um die Hilfe Jehova’s bitten um eine richtige Entscheidung treffen zu können. Wenn bei dieser Zusammenkunft die Ältesten den Ausschluss entscheiden, dann wird es auch dazu kommen.

        Wenn bereuen immer dazu führen würde, dass man nicht ausgeschlossen wird, dann wäre kein Unterschied zu den großen Glaubensgemeinschaften (Katholiken, etc.) die grundsätzlich ja tun was sie wollen, aber regelmäßig zur Beichte gehen und um Vergebung bitten. Das bereuen unter ZJ ist ein Zustand des bekennen der Sünde vor den Ältesten, Ihnen zu zeigen das man diesen Fehler bereut und dass man diesem auch danach nicht mehr begeht. Am Ende entscheiden jedoch immer wieder die Ältesten die dieses Thema mit einem Zeugen behandeln.

        Das Problem das sich dadurch ergibt ist, dass es in der Hand der Ältesten liegt ob man ausgeschlossen wird oder nicht. Wenn man also eine „Sünde“ begeht und den Ältesten das Gefühl gibt dass man bereut, ist es auf jeden Fall möglich in der Gemeinschaft zu verbleiben. Für die folgenden Übertretungen hält man entweder am besten die Klappe oder man lässt sich nicht erwischen, und dann wird auch nicht mehr viel mehr passieren.

        Soviel mal zu diesem Thema…

        1. wie kann man denn dann bereuen, eine Bluttransfusion angenommen zu haben und das dann nicht mehr tun? Man kann sich das Blut ja nicht mehr raus pumpen… (klingt jetzt blöder als es gemeint war, ich weiß nur nicht, wie ich es anders ausdrücken soll. Was drin ist, ist eben drin.)

          1. Hallo Bithya85,

            Sehr guter Einwand und gute Frage. Wegen dem bereuen kann ich Dir eine klare Antwort geben, ob diese jedoch einen Sinn macht kann ich nicht sagen und das lass ich auch einfach so im Raum stehen.

            Wenn es ums bereuen geht, dann ist es immer eine Auslegungssache bzw. das Gefühl das die Ältesten der Versammlung Dir und der Sache gegenüber haben. Ein paar Beispiele… nimm an Du hast biblisch gesehen eine große Sünde begangen, gehst nachdem es passiert ist zu einem Ältesten der Versammlung und erzählst Ihm davon. Daraufhin wird ein Komitee bestehend aus 3 Ältesten gebildet und gemeinsam mit Dir dieses Thema besprochen. Letztendlich kommt es dann auf Dich bzw. die Ältesten an wie dein Fall behandelt wird. Bist Du ein wahnsinnig guter Schauspieler und schaffst es Ihnen zu zeigen dass Du alles von ganzem Herzen bereust und es auch nicht wieder tun willst, dann wird es in den meisten Fällen dazu führen dass Du „nur“ zurechtgewiesen wirst und damit ein paar „Vorrechte“ in der Versammlung verlierst. Glauben Dir die Ältesten dass nicht oder sind eventuell bestimmte Umstände gegeben, dann werden Sie entscheiden dich von der Versammlung auszuschließen um Dir dadurch zu zeigen dass dein Handeln falsch war und um die Versammlung vor schlechtem Einfluss zu schützen. Grundsätzlich besprechen die Ältesten nach dem Gespräch mit Dir das Thema alleine und lassen sich dann auch noch vom „Heiligen Geist“ unter Gebet leiten. Das diese Leitung nicht statt findet sondern es eher nur der Glaube daran ist und die Entscheidung nur bei Ihnen liegt ist ein anderes Thema. Sie berücksichtigen Deine Vergangenheit ob Du schon mal ähnliche Probleme hattest, etc… und dann wird entschieden wie es mit Dir weitergeht.

            Der selbe Prozess findet dann auch in der Blutfrage Anwendung… Du könnest in so einer Situation einfach einwenden dass es außernatürliche Umstände waren, dass auf Dich großer Druck ausgeübt wurde und Du diesem nicht standhalten konntest, etc… eine solche Story gemeinsam mit „echter Reue“ könnte dann zur Folge haben, dass die Ältesten wie im Beispiel oben Dich „nur“ zurechtweisen aber sonst keine Konsequenzen zu befürchten hast.

            Ich hatte diese Situation bereits zweimal… nicht wegen dem Blut aber aufgrund einer „schweren“ Sünde und in beiden Situation habe ich „soooooo gut“ bereut dass außer einer Zurechtweisung nichts passiert ist. Wenn der „heilige Geist“ hier wirklich beeinflussen würde, dann hätte er mein „gespieltes“ Bereuen erkennen müssen und die Ältesten dahingehend beeinflusst. Hat er aber nicht, deswegen ist das meiner Meinung nach einfach nur der Glaube an eine Leitung, die Entscheidung treffen aber die Menschen dahinter.

            Abschließend zu deiner Frage kann ich daher folgendes zusammenfassen… bei einer „schweren“ Sünde, also auch bei der Annahme von Blut, hängt der Ausschluss von der Gemeinschaft von deinen „schauspielerischen“ Qualitäten und deiner Vorgeschichte ab. Man kann Sünde, egal welche, nicht rückgängig machen, somit tut es nichts zur Sache ob da nun Blut in deinen Venen fließt oder nicht.

            Ich hoffe dass Dir/Euch dieses hilft dieses Thema etwas besser zu verstehen.

        2. Bluttransfusion bei Kindern ist bei Gefahr für die Gesundheit auch gegen den Willen der Eltern möglich
          Das Recht auf körperliche Unversehrtheit wiegt höher als die religiöse Selbstbestimmung der Eltern.
          Anruf beim Vormundschaftsgericht, wird telefonisch für diesen Fall den Eltern die Entscheidung abnehmen

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