#17 Gehirnwäsche ?!

Vor allem im Rahmen populärer Berichte und Wahrnehmungen von sogenannten „Sekten“ ist oft die Rede von „Gehirnwäsche“. Doch diese Bezeichnung ist sehr problematisch und nicht zielführend. Was sich hinter dem Begriff verbirgt und warum die ganze Sache viel, viel komplexer ist, erfahrt ihr in dieser Folge.

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11 Antworten

  1. Der letzt Kaiser von China berichtet in seiner Autobiografie auch von Gehirnwäsche, natürlich im politischen Zusammenhang.
    Ich kann das Buch nur empfehlen.

    1. Lieber Fabian,
      das Modell von Hassan ist in sich in allen Punkten schlüssig und als ehemaliges Mitglied der NAK kann ich dort allen Punkten aus der gemachten Erfahrung vollumfänglich zustimmen.
      Die Einwände von Utsch gegen Hassans Modell hingegen sind völliger Unsinn.
      Woher soll es Herr Utsch auch wissen ? Er hat selbst keinen einzigen Tag in einer destruktiven Gruppe gelebt.
      Fakt ist, daß z.B. in der NAK so gut wie niemand in den letzten vierzig oder fünfzig Jahren von außen im Laufe seines Lebens dazugekommen ist ( von Afrika mal ganz abgesehen ). Man wird in so eine Gemeinschaft hineingeboren. Man weiß selbst nicht, daß man im Gefängnis geboren wurde und dort aufwächst. Im Gegenteil. Es wird einem von kleinauf erzählt, daß der Rest der Menschheit in Gefangenschaft lebt. Man glaubt das, weil Kinder nun mal ALLE ihren Eltern blind vertrauen. Und so wird dieses falsche Denken ( diese verdrehte Logik ) von Generation zu Generation immer wieder weiter vererbt.
      Die ganz Wenigen, die sich als Erwachsene mal eine Zeitlang z.B. als von zuhause aus im evangelischen Glauben erzogene Menschen mal eine zeitlang für die NAK erwärmt haben, durchschauten nach ein paar Jahren die bis heute unverändert sektenhaften Strukturen meiner ehemaligen Glaubensgemeinschaft und haben der wieder den Rücken gekehrt.
      Somit sind das alles rein theoretische Überlegungen von Utsch, die mit der Praxis rein garnichts zu tun haben.

      Einen schönen Feiertag und herzliche Grüße
      Lothar Poerschke

      1. Hallo Lothar,
        danke für deinen Kommentar. Man muss sicher nochmal unterscheiden zwischen Menschen, die in der Gruppe aufgewachsen sind und Menschen, die zu einer Gruppe hin konvertieren. Das habe ich nicht genug betont in der Folge. Bei Menschen, die in eine problematische Gemeinschaft hineinwachsen, ist in gewisser Weise (!) ja die „Gefangenschaft“ gegeben, weil das komplette soziale Umfeld sich oft in der Gruppe befindet.

        Die Einwände von Utsch gegen Hassans Modell hingegen sind völliger Unsinn.

        Sorry, aber das halte ich wiederum für Quatsch. Warum, erkläre ich in der Folge. Beide Perspektiven sind wichtig, um die Realität abzubilden. Und Utsch und Grom, die ich zitiere, stehen beide beispielhaft für einen breiten Konsens der psychologischen Forschung und Beratungsarbeit.

        Somit sind das alles rein theoretische Überlegungen von Utsch, die mit der Praxis rein garnichts zu tun haben.

        Auch das ist so nicht richtig. Auch Grom und Utsch (und Hempelmann, und Murken & Namini, und wie sie alle heißen, die in dem Bereich tätig sind) beziehen sich auf Studien und jahrelange Erfahrung in der Beratung in ganz unterschiedlichen Gruppen. Ich verstehe, dass deine Betroffenen-Sicht da eine andere sein mag. Und wie gesagt: ich habe zu wenig differenziert zwischen Konvertiten und Hineingeborenen. Aber die Welt ist nicht modellhaft, das ist sie niemals und in keinem Bereich. Und deshalb bildet auch Hassans Modell nur einen Teil der Realität ab.

        Liebe Grüße
        Fabian

    2. Hallo Fabian,
      Ich habe diese Sendung auch erst jetzt mit Interesse gehört.
      Kennst du den Dipl. Psychologen Dieter Rohmann aus München?
      Er begleitet seit ca 40 Jahren ausschließlich Kultaussteiger bzw. deren Angehörigen. Sein Modell könnte für dich interessant sein, da er Hassan weiter entwickelt hat und auf den europäischen Raum angepasst hat.
      Das Problem für Aussteiger ist tatsächlich die Frage, weshalb man so lange das mit sich hat machen lassen. Und empirische Studien dazu zeigen, dass Kultmitglieder zuallerallererst bei sich selbst die Schuld suchen – so wurde es Ihnen antrainiert. Das aufwachen ist mir heftiger Scham verbunden. Rohmanns Klienten hilft es zuallererst einmal zu erkennen, DASS mit Täuschung gearbeitet wurde, die vor allem darin besteht, dass solche Kulte WAHRHEIT verkaufen .
      Für Aussteiger ist es extrem hilfreich, das zuerst zu erkennen und zu sehen, ja ich bin getäuscht worden, und dafür muss ich mich nicht schämen. Es kann jedem passieren und die Systeme sind in der Regel wasserdicht.
      Rohmann kam in seiner Arbeit mit Aussteigern zu dem Ergebnis, dass man nach durchlaufen dieser Phase des Ausstiegs erst bereit ist, seinen Eigenanteil dabei anzugehen.
      Das Modell von Rohmann ist ziemlich erfolgreich und sicher so differenziert wie du es im Podcast angesprochen hast.
      Für Hassan, Lifton und Singer muss man sagen, diese sind Pioniere auf dem Gebiet der Sektenforschung. Und um Angehörige aus den damals klassischen Sekten heraus zu holen, wandte mann lange Zeit dje Deprogrammierung an. Folgerichtig für damaliges Verständnis!
      Das ist heute anders – die klassischen Sekten gibt es so nicht mehr – das Spektrum ist bunter.
      Für Teil 2 des Podcasts kann ich den Sektenexperten aus Deutschland, Dipl. Psych. Dieter Rohmann, sehr empfehlen . Er publiziert jetzt vielleicht nicht so viel wie die von dir zitierten, dafür hat er einen enormen Schatz an praktischer Erfahrung.

  2. Lieber Fabian, vielen Dank für deinen neuen Podcast. Ich wollte dir einen Vorschlag für was neues: Die Christengemeinschaft. Fände ich mega interessant. Ich war mal bei einer Menschenweihehandlung war wirklich ungewöhnlich. Vieles was ich nicht einordnen konnte. Wäre schön wenn du dazu was machen könntest. 🙂

    1. Liebe Jenny, danke für deinen Kommentar! Ja, die stehen auf meiner Liste! Da kommt sicher mal eine Folge dazu. Ich bitte noch um etwas Geduld 🙂 Liebe Grüße, Fabian

  3. Hallo Fabian, ich habe diesen interessanten Beitrag leider erst jetzt gehört. Ich möchte auch darauf hinweisen dass auf diesem Gebiet einfach noch nicht genug geforscht wurde. Ich wurde in eine ZJ- Familie hinein geboren und kannte nur diese Welt. Trotzdem habe ich die Gruppe mit 15 verlassen, bin also quasi fast von allein drauf gekommen dass viele Bibelstellen falsch zitiert wurden oder aus dem Zusammenhang gerissen wurden. (Ich habe dafür 3 x die Bibel von Anfang bis Ende gelesen… freiwillig). Vielleicht ist in diesem Zusammenhang, also mit den hinein geborenen in einer Gruppe auch die Resilienzforschung interessant.

    Ich gebe dir Recht, viele Faktoren spielen eine Rolle wenn es darum geht warum und was Menschen glauben. Aber kein Modell und keine Theorie können es für mich erklären. Ich glaube dafür ist das Gehirn zu komplex.

    Fest steht für mich aber dass es für einen hineingeborenen Menschen VIEL schwerer ist eine Gruppe zu verlassen.

    Bin gespannt auf deine nächsten Folgen. Du machst das echt super.

    1. Ja, was du schreibst, stimmt sicher: Für Menschen, die in eine problematische Gruppe hineingeboren werden, ist da alles viel schwerer, und das müsste man nochmal differenzierter betrachten.

      Liebe Grüße
      Fabian

    1. Mal schauen … müsste ich erst entsprechend aufbereiten. Leider fehlt mir dafür gerade die Zeit. Aber ich setzte es mal auf meine To-Do-Liste 🙂

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