#44 „Das Zuverlässige Wort“ / NIFB-Bewegung

Die „Baptistenkirche Zuverlässiges Wort“ in Pforzheim ist ein Ableger der radikalen US-Hassgruppe „Faithful Word Baptist Church“. Die Gemeinde missioniert mit Hasspredigten und vertritt stramm antisemitische und menschenverachtende Ansichten. In dieser Folge von Secta schauen wir uns genauer an, was dahintersteckt und woher die NIFB-Bewegung kommt.

 

 

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Quellen

16 Antworten

  1. zur Frage am Schluss wegen Hass (oder Hassrede usw)

    hier links (die Originalquelle finde ich nicht)
    https://www.focus.de/gesundheit/ratgeber/gehirn/zehn-fakten-zum-gehirn-forschung_id_2202382.html

    medizinisch ist Liebe und Hass im gleichen Bereich im Hirn.

    Und nach meiner Einschätzung ist Liebe und Hass jeweils ein Gefühl. Und korrekt: Gefühle sollten weder unterdrückt noch verboten werden.

    aber klingt spannend – wäre mal für eine Auswertung in einer Was sonst noch war Folge geeignet.

    1. Sorry, aber das ist mir zu einfach. Wenn ein Gefühl (bzw. das Ausleben eines Gefühls) dazu führt, dass Menschen ihr Leben lassen oder ausgegrenzt werden, hat es keine Legitimität. Man muss sich auch klar machen, worum es sich bei Hass handelt. Es ist mehr als einfach nur starke Abneigung oder Antipathie. Hass ist pathologisch. Es bedeutet, dass man die Tatsache, dass ein Mensch auf dieser Welt wandelt nicht erträgt. Jedenfalls ist es das, was die moderne Psychologie unter Hass versteht. Wenn ich jemanden einfach nur nicht besonders gut leiden kann, genügt es i.d.R. wenn ich persönlich möglichst wenig mit ihm zu tun habe. Hass geht jedoch weit darüber hinaus. Die Forderung, die Fabian am Ende stellt, dass wir eine Welt anstreben sollten, in der sich möglichst alle Menschen wohlfühlen, lässt sich auch weit schwieriger umsetzen, wenn wir Hass einen (zu großen) Raum geben. Hass ist auch nicht gesund. Weder für den, der hasst und schon gar nicht für den der gehasst wird. Und noch etwas: Hass ist keine Basisemotion. Man wird nicht mit der Disposition zum Hassen geboren. Gesunde Menschen entwickeln sie ihr ganzes Leben lang nicht. Hass ist etwas, dass man (unter bestimmten Umständen) erlernt. Das heißt man kann ihn auch wieder verlernen, wenn man denn will. Es ist also keinesfalls so, dass wir nur die Wahl zwischen einem „Hassverbot“ und einer „Hassakzeptanz“ oder Kapitulation gegenüber dem Hass hätten (das wäre eine sehr traurige Welt). Wir können stattdessen versuchen dem Hassenden dabei zu helfen, seinen Hass zu überwinden, wann immer sich eine Möglichkeit dazu bietet. Und genau das sollten wir tun. Es macht das Leben für alle Beteiligten angenehmer. Das gilt insbesondere, wenn der Hass sich an derart willkürlichen Kriterien ausrichtet wie in diesem Fall oder den meisten anderen Formen sogenannter Hasskriminalität. Denn es verhält sich (bildlich gesprochen) doch so: Wenn mich jemand hasst, weil ihm mein Gesicht nicht gefällt, ist es für ihn oder sie mit Sicherheit einfacher an seinem*ihrem Hass zu arbeiten, als es für mich ist, mein Gesicht zu ändern. Ist es dann nicht eine legitime Forderung meineiseits, dass er*sie genau dies tut? Es ist auf jedenfall fairer als von mir zu fordern, seine*ihre Ablehnung einfach zu ertragen und es würde das Leben letztlich für uns beide einfacher machen. Also nein: Man muss Hass nicht tolerieren. Denn Hass ist im eigentlichen Sinne des Wortes intolerant und damit mit den Grundsätzen einer toleranten Gesellschaft nicht vereinbar. Man ist also keinesfalls intolerant oder repressiv, wenn man etwas gegen Hass unternehmen mövhte oder fordert, dass dies geschieht. Ganz im Gegenteil. Als liberaler oder toleranter Mensch muss ich Hass genauso wenig dulden wie Rassismus, Sexismus, Homophobie oder andere Formen der Diskriminierung und letztlich hängt das doch alles miteinander zusammen. Wenn jemand mehr über das Thema wissen will, empfehle ich die Bücher von Reinhard Haller oder Ahmet Mansur oder auch eine Ausgabe der Sendung „Planet Wissen“ zu dem Thema (Ich bin jetzt gerade zu müde Links rauszuchen, kann das aber bei Interesse gerne nachholen, aber meine Hinweise dürften für eine kurze Google-Recherche genügen)
      Gruß,
      Sascha

      1. Es gibt ein Problem:

        du kannst die Wissenschaft bzw. Biologie des Menschen nicht ignorieren.
        da Liebe und Hass im Hirn identisch funktionieren kann nichtmal durch Medikamente nur eines dieser Ausprägungen gelöscht werden, nur beide zusammen.

        im Prinzip dann eine gefühllose Welt.

        Bin in der Tat kein Biologe oder Neurologe, deswegen würde mir wohl nichtmal die Originalquelle helfen. Bin da auf Wissenschaftskommunikation angewiesen. Hast du bessere Auswertung zur Biologie von Gefühlen im Hirn?

        1. Wer lieben kann und nicht hasst, hat offenbar eine Möglichkeit gefunden, bestimmte Affekte zu kontrollieren, und obwohl das von Dir genannte Areal nicht beschädigt ist. Ggf. lässt Du die Möglichkeit der Kontrolle ausser Acht? Gefühle, Affekte lernt zB das Kleinkind zu kontrollieren, um von der Umwelt verstanden und akzeptiert zu werden. Dh es muss seine negativen Gefühle beherrschen lernen, sonst gibt es großen Stress. Schädliche Gefühle und Affekte zu unterdrücken ist nicht verkehrt sondern in vielen Situationen angebracht, und wer das gar nicht vermag, gilt iaR als antisozial.

          1. So ist es!! Ich bin jetzt nicht en detail über Hirnareale informiert, aber so viel ich weiß, geht die moderne Psychologie (und die stützt sich btw. auch sehr stark auf Hirnforschung), wie gesagt, davon aus, dass Hass, in dem Sinne, wie ich ihn beschrieben habe, (und wie er in der Podcastfolge zitiert wird) keine der sog. Basisemotionen darstellt und dass er, anders als Liebe, Symptom einer Pathologie ist. Es gibt also sehr wohl Menschen, die lieben können, ohne zu hassen. Das trifft sogar sehr wahrscheinlich auf die meisten Menschen zu. Kleine Kinder z.B. empfinden meist eine sehr starke Liebe zu den eigenen Eltern, aber sie hassen nicht. Sie mögen sich über Menschen ärgern oder sauer auf sie sein etc. Das ist jedoch, wie gesagt, nicht das gleiche wie Hass. Das Bedürfnis, sich an andere zu binden und (positive) Beziehungen zu ihnen einzugehen ist uns allen inhärent, das Bedürfnis (oder die Neigung) zu hassen jedoch nicht. Und das ist kein esoterisches Geschwurbel o.ä. sondern das Ergebnis psychologischer Forschung. In den Quellen, die ich in meinem ersten Beitrag genannt habe, kann man das gut nachlesen bzw.machvollziehen Wenn es um so Dinge wie Hirnareale, Nervenverbindungen etc. und deren Wirkung geht, sind die Mechanismen dahinter auch weitaus komplexer, als es auf dem ersten Blick scheint. Es ist eben nicht so, dass man sagen könnte: „Wenn Stoff X im Gehirn ausgeschüttet wird, führt das zu Reaktion Y“ sondern es geht meistens um sehr komplexe Wechselwirkungen, die bei Menschen unterschiedlich sind. Hormone, Botenstoffe, Gene, Nervenzellen und verschiedene Umweltfaktoren treten in ein sehr komplexes Wechselverhältnis. Es ist auch längst noch nicht alles in allen Details erforscht. Man kann also nicht sagen: „Wenn Areal XYZ aktiv/vorhanden oder inaktiv/nicht vorhanden ist, macht es immer dieses oder jenes“, sondern es kommt immer darauf an, welche Einflüsse sonst noch wirksam sind. Leider wird das in vielen Medien auch verkürzt dargesstellt.
            Gruß,
            Sascha

          2. da muss ich zustimmen – das ist auch einer der Gründe, warum ich mich darüber wundere wieso Drogen (legale aber auch illegale) so gut funktionieren.
            da besteht nicht nur körpoerliche Abhängigkeit, sondern auch geistige. Also die Chemie und die Hormone die dadurch gebildet werden greifen direkt in das Verhalten sein. die geistige Kontrolle besteht nicht.

            das kann dann jeder bestätigen, der auch irgendwann mal nur ein Glas Wein getrunken hat. Entgegen dem Wissen dass Alkohol die Wahrscheinlichkeit für Krebs und bleibende Nervenschäden erhöht wird nicht darauf verzichtet. Und ja: ich selber habe vor paar Tagen sogar Bier getrunken mit Alkohol.

            Gefühle bewusst zu kontrollieren (egal ob Liebe oder Hass) ist extrem. Nur Verhalten kann das daraus folgt kann einfacher gesteuert werden.

            zur Info: hier die Orignale Veröffentlichung
            https://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0003556

  2. Dankeschön für die Aufklärungsarbeit.
    Ich habe hasserfüllte Menschen in der Herkunftsfamilie. Wissenschaftliches Erklärungsmodell habe ich für ihren (auch sie selbst schädigenden) Hass nicht, hörte aber oft über schwerste Vernachlässigungen und Gewalt in deren Kindheit und Jugend.
    Allerdings ist nicht jeder Mensch automatisch hasserfüllt, wenn er schreckliche Kindheit und Jugend hatte. Das versucht wohl jede:r anders zu bewältigen.

    Alles Gute.

  3. Hier ein Artikel aus 2013 zur Psychologie des Hasses: https://benthamopen.com/contents/pdf/TOCRIJ/TOCRIJ-6-10.pdf. Relativ willkürlich ausgewählt aus den Ergebnissen bei PubMed: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/?term=hate, das ist eine der Datenbanken, die in der psychologischen Forschung genutzt wird. Für eine evidenzbasierte Aussage müsste man dort allerdings mit klaren Kriterien suchen und auf jeden Fall erst einmal schauen, ob es systematische Reviews gibt. Trotzdem kann so ein Artikel mit seinen Literaturangaben ein guter Einstieg sein.

  4. Mittlerweile ermittelt wohl die Staatsanwaltschaft. Meldung von heute in der Pforzheimer Zeitung (noch nicht online):

    „Nun ermittelt Staatsanwaltschaft gegen Gemeinde um christlichen Hassprediger
    […] Gegen die seit kurzem an der Zerrennerstraße ansässige „Baptistenkirche Zuverlässiges Wort“, insbesondere gegen deren Prediger Anselm Urban, ermittle man nun wegen des Anfangsverdachts der Volksverhetzung, hieß es am Mittwoch vonseiten der Karlsruher Staatsanwaltschaft. […].“

  5. Eine sehr wichtige Folge, authentisch, klar analysiert und einfühlsam, wo immer möglich. Man merkt sehr, wie schwer dir die Aussagen zusetzen und ich möchte dafür danken, dass du dich für uns da durchgearbeitet hast. Und vielen Dank für die Erinnerung, dass jeder selber für seine Interpretation der Bibel verantwortlich ist.

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