#36 Die Amish

Vermutlich kennt jeder die Amish: Immer wieder tauchen sie zum Beispiel in Filmen auf, dargestellt als kleine, krude Gruppe, die im 17 Jahrhundert hängengeblieben ist. Technikfeindlichkeit und Abschottung – das sind zwei wesentliche Begriffe, die man mit ihnen verbindet. Doch was steckt genau dahinter? Und: Ist das eine problematische Gruppierung?

Viel Spaß mit dieser Folge! Feedback wie immer gern als Kommentar oder an guru@secta.fm.

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Weiterführende Links (Auswahl)

Bücher
Willms, Gerald: Die wunderbare Welt der Sekten. Von Paulus bis Scientology. Abschnitt: “Die Ordnung der Reinen: Amish People”(S. 63-66). Göttingen 2012.

Ester, Peter: Die Amish People. Überlebenskünstler in der modernen Gesellschaft. Düsseldorf 2005.

5 Antworten

  1. Erster!

    Vieles an den Amish finde ich durchaus sympathisch: Glaube soll am Leben sichtbar werden, kein dogmatisch-hierarchischer Überbau, Verzicht auf Gewalt…

    Anderes sehe ich auch kritisch. Gerade beim rumspringa sehe ich nur bedingt die Möglichkeit einer freien Entscheidung. Da sich die Gemeinschaften im Wesentlichen von „der Welt“ abschotten, gibt es kaum Berührungspunkte mit einem anderen Lebenstil. Dann werden sie losgelassen und sind vermutlich völlig überfordert mit dieser Reizüberflutung. Da würde ich auch in den Schoß der Gemeinschaft zurückkehren.

    Lustig fand ich, dass die Amish mit ihrem Lebensstil ein Vorbild im Glauben für Andere sein wollen, sich dann aber von Anderen abschotten. Aber das ist dann ja Sache Gottes, der wird da schon regeln. Irgendwie sympathisch entspannt, aber auch lustig.

  2. Gute Folge wieder mal!

    Musste aber ein bisschen mit den Augen rollen als Ralf über relativ demokratische Entscheidungsfindung schwärmt und dann noch in einem Nebensatz fallen lässt, das diese Partizipation natürlich nur Männern offensteht. Da besonders traditionelle Gemeinschaften Frauen ja bekanntlich gerne in ihren Entfaltungsmöglichkeiten beschränken und sie auf die Mutterrolle reduzieren, finde ich schon, dass man unter problematischen Aspekten wohl auch Geschlechterungleichheit erwähnen kann.

  3. Hallo Fabian,

    Wieder einmal ein spannendes Thema in Deinem Sekten-Podcast, den ich in den letzten 1,5 Jahren durchgehört habe. Und tatsächlich sind mir die Amish in meinem Leben auch schon mal begegnet, und zwar vor 15 Jahren als ich für drei Monate auf einer Milchfarm in Missouri gelebt habe. Die Farm gehörte einer ausgewanderten Schweizer Familie, und diese war wiederum mit einer Amischen Familie befreundet, die auch einen Basler Schweizer Akzent in ihrem „Pennsylvania-Dutch“ hatten. Wir haben die Amischen dann auch mal an einem Wochenende besucht, und ich konnte dadurch etwas Einblick in ihr Leben gewinnen. Zwei Dinge, die Du in deinem Podcast nicht erwähnt hast, sind mir aufgefallen – wobei ich nicht sicher weiß, ob diese generell typisch für die Amischen sind, oder nur familienspezifisch sind.

    1) Ähnlich wie meine Vorrednerin fand auch ich die Rolle der Frauen problematisch und weit weg von Gleichberechtigung, was mir vor allem auch Vroni (bei deren Familie ich in Amerika gelebt habe) bestätigt hat. Auch ihr als Frau war es eigentlich nicht möglich mit den Amischen Frauen ein über irgendwelche Höflichkeiten hinausgehendes Gespräch zu führen. Die Kommunikation mit Außenstehenden (beruflich oder privat) fand eigentlich ausschließlich durch den Ehemann statt und bei den Söhnen und Töchtern war die Rollenverteilung genauso. Die Ehefrau war damals mit Anfang 40 gerade zum ersten Mal Großmutter geworden, ihr jüngstes Kind, das 13., war ein knappes Jahr alt. Die unterschiedliche Behandlung der Kinder nach ihrem Geschlecht fand ich schon frappierend. Die Jungen wurden letztendlich dazu ermutigt nach draußen zu gehen und mit den Leuten von draußen zu sprechen, die Mädchen sollten eigentlich nur zuhause sein und sich mit der Haushaltsführung und Kindererziehung beschäftigen.

    2) Was mir auch auffiel, war, dass es im ganzen Haus keine Bilder oder Spiegel gab. Alle Wände waren mit weiß gestrichenem Holz verkleidet, aber völlig kahl. Ein Foto durfte ich auch nur vom Pferdegespann machen, nicht von den Menschen. Ich hatte den Eindruck, dass dahinter mehr steckt als nur eine Inneneinrichtungs- bzw. Geschmacksfrage, aber habe es leider versäumt genauer nachzufragen. Dennoch fände ich es spannend, zu erfahren, ob sich dahinter vielleicht auch religiöse Gründe verbergen.

    Allgemein hat mich vieles tatsächlich auch an das erinnert, was mir meine Großmutter von ihrer Kindheit und Jugend vor 100 Jahren im v.a. pietistisch geprägten Hohenlohe erzählt hat, bzw. um das damals vermittelte Rollenbild der Frau. Es ging vor allem darum, nicht „eitel“ zu sein (vielleicht deshalb keine Spiegel oder Fotos), zurückhaltend, sich eben hauptsächlich um den Haushalt und die Familie zu kümmern. Annika Brockschmidt hat zum biblischen Verständnis der Geschlechterrollen auch eine sehr interessante Folge im Kreuz und Flagge-Podcast gemacht, wobei es da um die Evangelikalen in den USA geht und der Schwerpunkt auf der Männlichkeit liegt (und die mir doch sehr unterschiedlich zu den Amischen Vorstellungen zu sein scheint). Aber gerade was die weiblichen Rollenbilder angeht, hat mich tatsächlich einiges auch an die Amischen erinnert: https://www.kreuzundflaggepodcast.com/episodes/biblische-maennlichkeit

  4. Tolle Folge – und danke, dass Ihr meinen Einspieler verwendet habt!
    Über meine Zugreise mit den Mennoniten habe ich auf meinem Blog noch mehr Details beschrieben – und sogar heimlich ein paar Fotos von ihnen gemacht:
    https://andreas-moser.blog/2019/05/31/zug-und-zeitreise/

    Ich fand das Zusammentreffen auch deshalb so interessant, weil ich selbst – ohne diesbezüglichen religiösen oder ethnischen Hintergrund -ziemlich technikskeptisch bin. Ich habe zB kein Smartphone, keinen Kindle, keine Alexa, kein Auto, nicht einmal ein Fahrrad.
    Ich habe die Philosophie der Amish und Mennoniten deshalb sehr gut verstanden: Man überlegt (und diskutiert) bei jeder Neuerung, ob man sie wirklich braucht. Man schaut sich Vor- und Nachteile an, wägt ab und trifft dann eine Entscheidung im Einzelfall. So kommen auch die unterschiedlichen Handhabungen in unterschiedlichen Gemeinden zustande. Zum Teil sind es unterschiedliche Anforderungen (je nach Geographie oder Art der Landwirtschaft/des Handwerks), zum Teil verlief einfach die Diskussion in Gemeinde A anders als in Gemeinde B.
    Ich finde das viel schlauer als sich blind alles zu kaufen, was neu auf den Markt kommt, obwohl sie es vor einem halben Jahr noch nicht „gebraucht“ haben. Und jetzt stehen Millionen Thermomix-Geräte nutzlos in den Küchen dieser Welt. Und man schaue sich nur einmal an, was alles in den Gartenhütten oder Garagen unserer Länder an nur einmal genutzten Geräten rumgammelt.

    Ganz aktuell würde ich bei den negativen Aspekten der Amish noch die Weigerung anführen, sich gegen Covid-19 impfen zu lassen. (Die Mennoniten scheinen da offener zu sein.)

  5. Die Amish haben sicher auch sympathische Züge aber sieben Kinder im Schnitt finde ich schon eine ganz schöne Warnlampe. Wie steht es da um die sexuelle Selbstbestimmung der Frauen und um Aufklärung sowie Zugang zu Verhütung? Ich befürchte schlecht. Wie jung wird geheiratet? Wie geht es den nicht heteronormativen Menschen da? Da spielen sich sicher ein paar menschliche Tragödien ab. Puh, ich möchte in so einer Gemeinschaft nicht hinein geboren werden.

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